Tagsüber Zahnarzt, nachts Party-Star auf Mallorca: Dieser Schlagersänger arbeitet fast permanent
Es ist Freitagspätnachmittag, als aus der Abfertigungshalle des Flughafens Mallorca der Schlagersänger Tobee mit Winterjacke und Rollkoffer tritt. Hier trifft sich der Sänger, der mit bürgerlichem Namen Tobias Riether heißt, zu einem Kaffee für ein MM-Gespräch, bevor es mit dem Taxi weiter Richtung Ballermann geht. Denn an diesem Freitag steht um 22 Uhr vor großem Publikum sein letzter Auftritt der Saison im Partytempel Bierkönig an. Tobee ist aus Karlsruhe eingeflogen, die gute Verbindung sei für ihn ideal. „In nur ganz wenigen Stunden bin ich von meiner Haustür sofort am Ballermann, von daher ist die Anreise für mich sehr entspannt“, erklärt der 40-jährige Entertainer.

Bei seinen Auftritten trägt Tobee zumeist eine Lederhose und ein rotes Hemd. (Fotos: Bierkönig)
Weniger als zwölf Stunden verbringt Riether insgesamt auf der Insel, inklusive Show-Act und einer kurzen Schlafphase. Denn in Deutschland ruft bereits die Arbeit und die Patienten in den Behandlungsräumen warten für gewöhnlich bereits auf ihn. In seinem zweiten Hauptjob als Zahnarzt verbringt der aus Schwaben stammende Riether 40 Stunden pro Woche mit Mundspiegel, Sonde und Pinzette in der Hand, um die Zahngesundheit seiner Klienten zu sichern. Ein volles Arbeitspensum. Unterstützung erhält er dabei von seinem Vater, einer weiteren angestellten Zahnärztin und einem kleinen Team in seiner Praxis bei Stuttgart. Über sein berufliches Doppelleben sagt er: „Beides sind meine Hauptjobs und bereiten mir irre viel Freude. Auch Zahnarzt zu sein ist neben der Musik für mich meine Berufung. An einem Tag können es schon mal bis zu 40 Patienten werden.“
In der Saison steht Tobee über 60 Mal auf der Bierkönig-Bühne
Seine Patienten wüssten von seinem außergewöhnlichen Zweitberuf als Partysänger. Die eigenen anfänglichen Zweifel, vor allem in den Jahren, als er die Praxis seines Vaters übernahm, was die Patienten über ihn denken würden, seien völlig unbegründet gewesen. „Wichtig ist, dass man auch als Zahnarzt abliefert und seinen Job gut macht, mehr nicht“, sagt Riether heute selbstbewusst.
Bereits seit 18 Jahren tritt Tobee regelmäßig im Bierkönig auf und hat nach eigenen Angaben in dieser Zeit rund 1000 Auftritte in der „Schinkenstraße“ absolviert. „In der Saison fliege ich zweimal in der Woche auf die Insel. In der Nebensaison wird es ruhiger, da komme ich nur einmal im Monat her.“ Hinzu kommen im Winter weitere Auftritte bei Après-Ski-Partys in Mayrhofen, Sölden, Hintertux und Düsseldorf. Mit seiner Musik ist die Partykanone überaus erfolgreich und fest in der Branche etabliert.

Davon zeugen etliche Auszeichnungen, darunter der Ballermann Award und der PartyMusik Award von Top of The Mountains. Diesbezüglich sagt der Deutsche, der vor seinem Publikum zumeist in Lederhosen und rotem Hemd auftritt: „Ich hatte mit 16 meine ersten Auftritte als Alleinunterhalter. Doch auch diejenigen, die aus dem Reality-TV kommen und die Fans begeistern können, haben ihre Daseinsberechtigung in der Branche.“ In dem durchaus auch harten Musik-Business, gebe es, wie er preisgibt, nur eine einzige Währung. Denn es zählt mittlerweile nur, wie oft ein Song auf Spotify abgerufen wird. Dabei generierten seine eigenen Lieder, wie „Helikopter 117“ und „Aua im Kopf“ durchschnittlich rund 1,3 Millionen Streams pro Monat.
Neben den Tagen in der Praxis und seinen Auftritten kommen auch Produktionstage in seinem eigenen Tonstudio sowie Videodrehs für Fernsehen und Musikclips hinzu. Doch damit nicht genug: Tobee ist zudem Konzertveranstalter. „Seit 2017 habe ich noch mein eigenes Festival namens Schlagerkuchen. Es findet einmal jährlich im Sommer auf der Schwäbischen Alb statt und wird von 5000 Gästen besucht.“
Auch wenn das Thema Alkohol in seinen Songs eine Rolle spielt, hält er den eigenen Promille-Konsum in Maßen. „Ein Bierchen vor dem Konzert ist drin, dazu stehe ich. Auch privat gönne ich mir einen Cuba Libre. Dass man mit 40 zudem keinen krassen Vollsuff mehr hinlegt, versteht sich von selbst.“ Riether stand bereits in jungen Jahren als Schüler und später Zahntechniker-Azubi mit dem Keyboard auf der Bühne und spielte später in Coverbands als Keyboarder, Gitarrist und Sänger. Dann erfolgte ein Studium der Zahnmedizin. Trotz seines Erfolgs in beiden Bereichen möchte er weder das Mikrofon noch den Zahnarztbohrer an den Nagel hängen.
Auch wenn er im Jahr auf über 60 Auftritte auf der Insel kommt, ist ein Umzug nach Mallorca für ihn keine Option. „Ich liebe die Insel zwar, doch könnte ich auf mein Leberkäsweckle in meiner schwäbischen Heimat nicht verzichten.“ Umso mehr genießt es Tobee, seine knapp bemessene Freizeit privat mit Freunden zu verbringen, manchmal auch am Ballermann. „Ich brauche keine 100 Freunde, sondern habe fünf enge Kumpels, mit denen ich absolut alles machen kann.”
Wie Tobias Riether alias Tobee zwei Leidenschaften lebt und sich ein Leben ohne Musik als Schlagersänger und ohne Mundspiegel als Zahnarzt nicht vorstellen kann. Weiterlesen

