„Pluspunkt für den Tourismus“: Minister sieht kein Problem angesichts weniger Gäste aus Deutschland

„Pluspunkt für den Tourismus“: Minister sieht kein Problem angesichts weniger Gäste aus Deutschland

Die Balearen-Regierung sieht keinen Zusammenhang zwischen den Anti-Tourismus-Protesten und dem Rückgang deutscher Urlauber auf Mallorca. Tourismusminister Jaume Bauzà (Volkspartei, PP) wies am Dienstag einen Bericht der staatlichen Tourismusagentur Turespaña zurück, der die Demonstrationen als einen Grund für die sinkende Nachfrage aus Deutschland nannte.

Bauzà verwies darauf, dass auf den Kanarischen Inseln „weitaus größere“ Proteste stattgefunden hätten, ohne dass dort die Nachfrage zurückgegangen sei. Das Gegenteil sei der Fall, so der Tourismusminister. Für die Nebensaison verzeichneten die Kanaren ein Plus von 40 Prozent bei deutschen Gästen, während die Fluggesellschaften für die Balearen zehn Prozent weniger Sitzplätze anböten.

Als Hauptgrund für den Rückgang nannte Bauzà die gestiegenen Preise auf den Inseln, die viele Urlauber zu günstigeren Zielen wie Ägypten oder der Türkei abwandern ließen. Besonders Familien mit Kindern und Geringverdiener seien von der Teuerung betroffen, so Turespaña. Der Minister gab sich dennoch gelassen: Der Rückgang werde durch andere Märkte wie Frankreich, Italien und die Schweiz ausgeglichen. Er sah in der sinkenden Zahl deutscher Gäste gar einen Vorteil: Die Diversifizierung sei „ein Pluspunkt für den Inseltourismus“.

Die Opposition im Landesparlament sieht das erwartungsgemäß anders. Der sozialdemokratische Abgeordnete Llorenç Pou (PSOE) warf der Regierung „Realitätsferne“ vor. Andererseits warf der Bauzá und dessen konservativer Regierungspartei vor, „keine mutigen Maßnahmen gegen Overtourism ergriffen“ zu haben. Seit dem Bruch mit der rechten Vox-Partei wisse die Regierung nicht mehr, „wie sie aus dem Thema herauskommen soll“, kritisierte Pou.

Auch der deutsche Generalkonsul auf Mallorca, Wolfgang Engstler, relativierte die Wirkung der Proteste. Zwar würden sie in deutschen Medien regelmäßig aufgegriffen werden. Sie seien aber „noch nicht ausschlaggebend für den Rückgang“, sagte er gegenüber der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“.

Pedro Fiol, Chef des balearischen Reisebüroverband Aviba, warnte hingegen vor „schwierigeren Zeiten“, besonders für die Hauptstadt Palma.

Jaume Garau vom zivilgesellschaftlichen Forum (Fòrum de la Societat Civil), das die Demonstrationen mitorganisiert hatte, hält Analysen über die Ursachen der Rückgänge für verfrüht. Gleichzeitig bezeichnete er es als „gewagt“, dass die Regierung ihre Politik als Erfolg verkaufe.

​Die zurückgehende Zahl von alemanes auf Mallorca würden andere Märkte ausgleichen und für eine Diversifizierung sorgen. Experten sind sich einig, dass vor allem die gestiegenen Preise ein Problem darstellen. Weiterlesen

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