Nach Prügelattacke auf Taxifahrer: Deutsche Polizisten kaufen sich auf Mallorca frei

Nach Prügelattacke auf Taxifahrer: Deutsche Polizisten kaufen sich auf Mallorca frei

Ein deutscher Polizist aus Essen wird einem mallorquinischen Taxifahrer rund 50.000 Euro zahlen – und so einer Haftstrafe entkommen. Im vergangenen August hatte der Beamte den damals 71-Jährigen krankenhausreif geschlagen. Der Fall hatte im Sommer nicht nur auf Mallorca, sondern auch in Deutschland für viel Aufsehen gesorgt.

Wie der Anwalt des Opfers, Daniel Castro, entsprechende Medienberichte auf MM-Anfrage bestätigt, haben sich alle beteiligten Parteien auf einen Deal geeinigt. Nicht nur der Taxifahrer, sondern auch der Anwalt des deutschen Polizisten und der Staatsanwalt hätten der Einigung zugestimmt. Allerdings muss das Gericht in Palma de Mallorca diese noch absegnen. Dieser Schritt gilt allerdings als Formalie.

Der deutsche Polizeibeamte aus Essen habe bereits rund 50.000 Euro an das Opfer gezahlt, die nicht nur die Entschädigung, sondern auch die Prozess- und Anwaltskosten umfassen. „Mein Klient ist sehr zufrieden mit der Übereinkunft”, betont der Anwalt des Opfers. „Eine Haftstrafe für den Angeklagten hätte ihm nichts gebracht.” Indes werden die Vorwürfe gegen zwei weitere Polizisten seitens der Behörden auf Mallorca fallengelassen. „Ob sich die Drei den Betrag teilen, weiß ich nicht”, sagt Daniel Castro.

Beamte aus Essen hatten den Mann im August krankenhausreif geschlagen

Währenddessen sind alle drei Polizisten in der Bundesrepublik weiter im Dienst. Im Sommer waren sie auf Mallorca kurzzeitig festgenommen und dann wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Wie das Polizeipräsidium Essen im MM-Interview bestätigt, sei der hauptbeschuldigte Beamte weiter nur im Innendienst eingesetzt und beispielsweise nicht im Streifendienst tätig.

Man warte seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe auf Akteneinsicht, betont der Pressesprecher aus Essen. Erst wenn das Verfahren auf Mallorca abgeschlossen sei, würden die Unterlagen nach Deutschland verschickt. Bis dahin „sind uns die Hände gebunden, um Maßnahmen zu treffen”, heißt es.

Disziplinarverfahren in Deutschland möglich

Dass auf die in die Prügelattacke involvierten Polizeibeamten dennoch Disziplinarverfahren zukommen, ist nicht ausgeschlossen. Dazu sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Essen: „Wenn jemand derartiges Fehlverhalten an den Tag legt, muss das dienstrechtlich sanktioniert werden.” Welche Konsequenzen konkret drohen oder wann sie ausgesprochen werden könnten, ist aber noch nicht bekannt.

Das endgültige Urteil in dem Fall ist schließlich noch nicht gesprochen und wird voraussichtlich erst in sechs bis sieben Monaten am Gericht in Palma de Mallorca gefällt werden, erklärt der Anwalt des Opfers, Daniel Castro. Erst dann dürfte es mit möglichen internen Ermittlungen in Deutschland weitergehen.

Streit um angeblich verlorenes Handy eskalierte

An dem Übergriff im vergangenen August war nicht nur der Hauptbeschuldigte beteiligt. Auch zwei weitere Polizisten aus Essen waren involviert und wurden damals ebenfalls kurzzeitig festgenommen. Damals waren die drei Beamten für ein Teamevent auf Mallorca gewesen. Nach einer Partynacht an der Playa de Palma ließen sie sich von dem Taxifahrer zu ihrer Unterkunft – einem Landhotel in Petra – fahren. Am Ende der Fahrt eskalierte der Streit um ein vermisstes Handy, die jungen Polizisten warfen dem Fahrer vor, das Mobiltelefon geklaut zu haben.

Daraufhin soll die Gruppe auf den Senior eingeprügelt haben, der teils schwere Verletzungen davontrug: unter anderem am Arm. Im Kopf bildete sich ein Blutgerinnsel, mehrere Rippen waren gebrochen. Im Anschluss lag der damals 71-Jährige mehrere Tage im Krankenhaus. Das vermeintlich geklaute Telefon tauchte wieder auf – in einem Rucksack der Polizisten.

​Entschädigung statt Haftstrafe: Für 50.000 Euro entkommen alle dem Gefängnis. Beamte aus Essen hatten den 71-Jährigen im August krankenhausreif geschlagen. Weiterlesen

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