Mehr als Ochs und Esel: So kurios sind Mallorcas Weihnachtskrippen
Krippen spielen in der Weihnachtszeit auf Mallorca traditionell eine herausragende Rolle. Aber wird nur die Szenerie im Stall dargestellt? Fehlanzeige! Während sie in Deutschland meist Privatsache und auch eher schlicht gehalten sind, werden auf der Insel mitunter ganze Dörfer oder Szenen aus dem ländlichen Leben detailliert dargestellt. Institutionen wie das Rathaus von Palma oder der Inselrat lassen eine eigene Krippe anfertigen und stellen diese aus. Auf Spanisch heißen diese „Belén„, „Betlem“ auf Katalanisch. Beide Worte leiten sich von „Bethlehem“ ab, der Geburtsstätte Christi. Man findet die „Betlems“ in jedem Haushalt, der die Weihnachtstraditionen hochhält, aber auch in Kirchen, Klöstern und sogar Kaufhäusern. Es handelt sich oft um sehr aufwendige Arbeiten. Kein Wunder, dass die Krippenkünstler, die „Belenistas“, in den Wochen vor Weihnachten stets viel Arbeit haben. Vor allem Schulklassen und Familien mit Kindern unternehmen im Dezember und Januar Ausflüge, um die Kunstwerke zu betrachten.

In Palmas Rathaus etwa gehören mehr als 170 handgefertigte Tonfiguren zur diesjährigen Krippe. Hinter einer Glasscheibe sind sogar Teile der Altstadt und die Stadtmauer nachgebaut. Im Museu de Mallorca hingegen wird die biblische Lebenswelt gezeigt. Traditionelle Berufe und historische Alltagsszenen zeigt die Krippe in der Markthalle von Santa Catalina.
Viele schöne und kreativ gestaltete Krippen sind in den Schaufenstern der Geschäfte zu sehen

Die charmantesten Krippen stehen jedoch häufig bei Privatpersonen oder in Schaufenstern. In der traditionellen Pastelería „El Fornet de la Soca“ unweit der Plaça Mercat in Palma hat der Bäcker Tomeu Arbona eine kulinarische Krippe mit mallorquinischem Flair aufgestellt. Miniaturhändler bieten inseltypische Delikatessen wie Ensaimadas und weihnachtliches Gebäck zum Verkauf – selbstredend aus Arbonas eigener Produktion.

In Spanien ist oft ein „kleines Scheißerchen“ in der Krippe versteckt
Zunehmend populär wird auch auf Mallorca eine eher neuzeitliche Figur: der „Caganer„, das aus Katalonien stammende „kleine Scheißerle„. In der Regel handelt es sich dabei heutzutage um berühmte Persönlichkeiten. Traditionell spielt in den Krippen auf der Insel noch ein Mönch eine Rolle, der meist gut versteckt irgendwo in der Krippen-Szene seinen Platz hat. Er gilt als Symbol der Einsamkeit und geht auf Franz von Assisi zurück.
Die meisten Krippen können noch bis 6. Januar besichtigt werden. Eine Aufstellung der bekanntesten Orte finden sie hier.
Warum die Betlems der Insel ganze Dörfer und mitunter sogar "kleine Scheißerchen" zeigen – und wo man sie sehen kann. Weiterlesen

