Mehr als 1000 Tote: Mallorca und Nachbarinseln im Zentrum tödlicher Migrantenroute

Mehr als 1000 Tote: Mallorca und Nachbarinseln im Zentrum tödlicher Migrantenroute

Die Mittelmeerroute über Algerien auf die Balearen hat sich im zu Ende gehenden Jahr 2025 zu einer der tödlichsten Migrationswege nach Europa entwickelt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Caminando Fronteras kamen auf dieser Route seit Januar mindestens 1.037 Menschen ums Leben. Damit konzentrierte sich „rund 70 Prozent aller dokumentierten Schiffsunglücke mit Bootsmigranten“ im Mittelmeer auf Mallorca und die Nachbarinseln. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Monitoring-Bericht der NGO hervor.

Insgesamt dokumentierte Caminando Fronteras auf der Algerien-Route 121 maritime Unglücke. In 47 Fällen verschwanden Boote vollständig, ohne dass Überlebende oder Leichen geborgen werden konnten. Besonders viele Todesfälle wurden in den Monaten Januar, Oktober und November registriert.

Die Organisation kritisiert eine „anhaltende Intransparenz“ bei der Suche nach Vermissten, insbesondere rund um die Inselgruppe. Häufig beschränkten sich die Behörden auf „passive Suchmaßnahmen“ in küstennahen Gewässern, während großräumige Rettungsaktionen ausblieben. Hinzu komme eine „unzureichende Zusammenarbeit“ zwischen den Staaten, die für die jeweiligen Seenotrettungszonen verantwortlich seien.

Die Algerien-Route ist Teil eines komplexen Migrationssystems, das weit vor der Mittelmeerküste beginnt. Viele Migranten stammen aus Ostafrika und erreichen Nordafrika über Libyen, bevor sie weiter nach Algerien ziehen. Andere kommen über zentrale und westafrikanische Länder wie Niger oder Nigeria. Auch Menschen aus Mali und Guinea nutzen diese Wege. Algerien fungiert dabei zunehmend als Transitland, von dem aus die Überfahrt Richtung Spanien angetreten wird.

Über alle Einfallstore nach Spanien hinweg registrierte Caminando Fronteras im Jahr 2025 „mindestens 3.090 Todesopfer„. Unter ihnen seien 192 Frauen und 437 Minderjährige gewesen. Trotz der hohen Opferzahlen auf der Algerien-Route bleibt die Atlantikpassage zu den Kanarischen Inseln die insgesamt gefährlichste Route, mit 1.906 registrierten Todesopfern. Insgesamt seien mindestens 70 Boote mit allen Insassen auf See ums Leben gekommen.

Die Herkunft der Opfer verdeutlicht nach Ansicht der NGO die globale Dimension der Migration. Menschen aus 30 verschiedenen Ländern verloren auf dem Weg nach Spanien ihr Leben, überwiegend aus afrikanischen Staaten. Unter den dokumentierten Herkunftsländern finden sich jedoch auch Irak, Pakistan, Bangladesch, Jemen oder Syrien.

Caminando Fronteras wirft den europäischen und nationalen Behörden vor, Migration auf den Balearen primär „sicherheitspolitisch zu behandeln“. Die Organisation spricht von einer „fortschreitenden Normalisierung des Todes“ an den Außengrenzen. Fehlende Koordination, eingeschränkte Rettungskapazitäten und politische Abschottung führten dazu, dass das Recht auf Leben zunehmend infrage gestellt werde.

​Kurz vor Jahreswechsel zieht die NGO Caminando Fronteras eine düstere Bilanz der balearischen Migrationspolitik. Das Recht auf Leben werde zunehmend infrage gestellt, heißt es einem Bericht. Weiterlesen

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