Malen fast wie ein ganz Großer: Deutsches Wunderkind startet auf Mallorca durch
Wenn Gil Panadés Kolbe zu Hause malt, entstehen schon mal drei Bilder gleichzeitig. Während beim einen die Farbe trocknet, arbeitet er an einem anderen weiter. So entstehen ein Gesicht, ein Skelett mit Gitarre, eine Figur aus dem Pixar-Film „Coco”. Gil ist neun Jahre alt und lebt in Palma. Das Malen begleitet ihn, seit er drei ist. Diesen Freitag und Samstag, 12. und 13. Dezember, zeigt er seine Arbeiten in der Garaje Son Armadams in Palma, Carrer Pilar Juncosa 11 ( www.garajesonarmadams.com ). Es ist seine erste öffentliche Präsentation. Die Ausstellung ist jeweils von 17 bis 21 Uhr geöffnet.
Die Idee zu der Ausstellung entstand aus einer schwierigen Situation heraus. Sabrina Kolbe, Gils Mutter, hat Krebs. „Die Prognose ist nicht gut”, sagt sie. „Das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe, diese Ausstellung jetzt zu machen. Sie liegt mir sehr am Herzen – ich will nicht sagen ,now or never’, sondern ,Carpe diem’.” Kolbe stammt aus München. Sie ist Journalistin und Unternehmerin. Über Jahre sammelte sie die Bilder ihres Sohnes, ohne sie öffentlich zu zeigen. Auch seine Instagram-Seite (@som_en_gil) gab sie bisher nicht bekannt. Doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. „Ich bin ihm das schuldig – um ihm zu zeigen, wie viel er geschaffen hat, ohne es überhaupt zu merken.”

Gil malt ohne Vorlagen und Skizzen, alles aus dem Kopf. „Manchmal denke ich ganz viel nach. Danach weiß ich es, und in fünf Minuten ist es fertig”, erzählt er. Niemand hat ihn gelehrt, wie man Gesichter oder Figuren zeichnet. „Er hat sich alles selbst beigebracht”, sagt Sabrina Kolbe. „Er beobachtet und setzt es um. Er hat eine besondere Begabung, aber er arbeitet auch hart.” Gils fotografisches Gedächtnis hilft ihm dabei. Er kann komplexe Motive nach einmaligem Betrachten nachzeichnen. Für jedes Fußballtrikot entwirft er ein anderes Logo, jeder Spieler trägt andere Farben.
„Das Charakteristische an seinen Bildern sind die Blicke”, erklärt seine Mutter. „Es ist nicht der klassische Kinderblick.” Die Augen faszinierten ihn von klein auf. „Früher wusste er von allen Menschen die Augenfarbe, von Schauspielern, von wem auch immer.” Diese Faszination prägt seine Arbeiten bis heute. Die Gesichter der Piraten, Könige, Fußballer, Skelette schauen den Betrachter direkt an.

Gil hat verschiedene Phasen durchlaufen. Am Anfang malte er Ninjago, Piraten, Peter Pan. Mit drei Jahren ging er bei seiner Cousine in eine Kunstklasse, blieb aber nicht lange. Er malte lieber zu Hause. Später benutzte er auch das iPad seiner Mutter. Der Tod von Queen Elisabeth II. erweckte sein Interesse für Monarchen. An einer Straßenecke sah er ein Poster von Queen-Sänger Freddie Mercury – mit Königsmantel und Krone. Seine Mutter erklärte ihm den Unterschied zu wirklichen Monarchen und zeigte ihm Bilder von David Bowie und Michael Jackson. Er malte die Popstars mit sechs Jahren.
Dann kam der Fußball. Gil sammelte die Karten aus den Fußballalben und malte alle Spieler nach. Er erfand sein eigenes Team, die Mallorca Stars, und verwandelte alle seine Freunde in Fußballer. Jeder bekam zum Geburtstag eine selbst gemalte Sammelkarte. Sogar ein eigenes La-Liga-Spiel hat er entwickelt, und seine Freunde malen inzwischen auch Karten.

Gil verwendet verschiedene Techniken. Auf Papier arbeitet er mit Aquarell, Acryl und Pastellkreiden, auf Leinwand mit Acrylfarben. Neuerdings kombiniert er Malerei mit Collagen und fügt Stoff hinzu. Seine Mutter erklärte ihm den Begriff Mixed Media, doch bei der Umsetzung lässt er sich nicht reinreden. „Was, wie, Farben, Position – da habe ich nichts zu sagen. Leider. Oder Gott sei Dank”, sagt Sabrina Kolbe. Die Themen bestimmt Gil ebenfalls allein. Wenn seine Mutter ihn bittet, die Oma oder den Hund zu malen, reagiert er entschieden. „Das geht gar nicht. Er malt nur, was er wirklich will.”
Gils Alltag hat sich mit dem Älterwerden gewandelt. Die Schultage dauern jetzt lang, der Fußball nimmt viel Zeit ein. Trotzdem malt er immer noch jeden Tag. Inzwischen hat er sich dem Zeichnen zugewandt. „Was früher groß und plakativ war, ist jetzt klein und detailliert”, erzählt seine Mutter. „Am Anfang hat er gefühlt, jetzt studiert er.” Gil zeichnet Fußballer in Bewegung, schaut sich Positionen in Büchern an und malt sie dann.
Entwicklung von Gils Stil soll gezeigt werden
Die Ausstellung in der Garaje Son Armadams kam durch Zufall zustande. Sabrina Kolbe sprach die Besitzerin an, schickte ihr den Link zu Gils Instagram-Seite. Die Besitzerin stellte ihr daraufhin den Raum zur Verfügung. Vorbereitungszeit: Lediglich drei Wochen. Ursprünglich plante Kolbe eine Sammelausstellung. Sie fragte in einem Mütter-Chat, ob andere Kinder mitmachen wollten. Doch niemand meldete sich. Nun wird es eine Soloshow, thematisch gegliedert: von Piraten über Könige und Popstars bis zu „Coco” und Fußball. Kolbe will die Entwicklung von Gils Stil zeigen – mit Skizzenbüchern, dem selbst gebastelten Spiel, Zeichnungen und Gemälden.
Für Sabrina Kolbe hat die Schau noch einen weiteren Zweck. Sie soll beweisen, dass Kreativität Kinder beschäftigen und inspirieren kann. „Es geht nicht darum, Gil berühmt zu machen, sondern zu zeigen, was er geschaffen hat, und nach Möglichkeit andere Kinder zu ermutigen, Kunst als etwas Spannendes zu entdecken.” Zudem sieht sie die Ausstellung als Beitrag zum „Digital Detox”– Kunst als Alternative zu Computerspielen. Gils selbst gebasteltes Spiel zeige, wie schöpferisch Kinder sein können, wenn man sie lässt.
Und wie gut die Ergebnisse sein können. Das KI-Tool Perplexity, eine Kombination aus Suchmaschine und Chatbot, bewertet Gils Werke so: „Nach den Maßstäben für naiv/out-siderhafte Zeichnung – Eigenständigkeit, Ausdruck, Klarheit der Idee – liegen die Arbeiten eindeutig über dem Durchschnitt von Hobby- oder Schulzeichnungen.” Für den professionellen Kunstmarkt fehle freilich noch technische und konzeptionelle Tiefe.
Doch für den Kunstmarkt ist die Ausstellung auch nicht gedacht. Die Bilder sind nicht zu verkaufen. „Ich kann mich noch nicht von ihnen trennen”, sagt Sabrina Kolbe. „Es geht nicht um Profit, sondern darum, die Kunst zu erleben.”
Und Gil selbst? Der neunjährige Künstler bleibt zurückhaltend, wenn man ihn nach seiner ersten Ausstellung fragt. Er malt lieber, als darüber zu sprechen.
Gil Panadés Kolbe zeigt diesen Freitag und Samstag, 12. und 13. Dezember, in Palma seine erste Ausstellung. Der Neunjährige malt seit er drei ist – ohne Vorlagen, alles aus dem Kopf. Weiterlesen

