„Habe Leute mit einem Messer angetroffen“: Bekenntnisse eines Türstehers auf Mallorca
Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet Chema Recuenco auf Mallorca an der Schnittstelle zwischen Alltag und Nachtleben, dort, wo Partys beginnen und Konflikte schnell eskalieren können. Der gebildete Madrider wirkt überraschend ruhig für jemanden, der täglich mit Stress und unvorhersehbaren Situationen umgeht. Gesprächig und nachdenklich, erinnert er an Beobachter in Filmen, die das Chaos mit Geduld und nüchterner Aufmerksamkeit begleiten. Wie er dem spanischen Lokalblatt Ultima Hora erzählte, brachte ihn der Zufall ihn in diesen Beruf, Intuition hielt ihn. Heute spricht er über das Nachtleben mit der Erfahrung eines Menschen, der gesehen hat, wie Adrenalin und Alkohol Situationen schnell verändern.
Mit 18 Jahren begann in der spanischen Hauptstadt sein Einstieg: „Ich betrieb Kampfsport, und eines Tages bat man mich, in der Disco des Bruders eines Freundes auszuhelfen.“ Nach der Immobilienkrise zog es ihn auf die Insel. Zunächst arbeitete er als Masseur, bis er hinter dem Absperrseil eines Clubs landete, um einem Bekannten zu helfen, „gerade als sie ihm mit einem Barhocker auf den Kopf schlagen wollten“. Von dort führte ihn sein Weg durch bekannte Clubs wie Pachá, Mistral, BCM und MegaPark. Auch in Madrid arbeitete er in renommierten Diskotheken wie Kapital, Buddha, Pachá und Moma, wo er auf Prominente traf.
Er handelt nach Instinkt – nur ein Blick reicht
Die größte Herausforderung seines Berufs beschreibt er klar: „Die Leute müssen verstehen, dass ich kein Problem damit habe, dass sie sich amüsieren. Aber es gibt Regeln, die eingehalten werden müssen.“ Wenn die Gäste diese Regeln akzeptieren, zeigt sich Wertschätzung: „Dann bedanken sie sich sogar.“ Flirten kommt gelegentlich vor, doch Recuenco betont: „Man arbeitet, und sich um solche Dinge zu kümmern, darf man nicht.“
Er handelt nach Erfahrung und Instinkt. Bereits ein Blick, eine Geste oder die Körpersprache der Gäste kann ihn alarmieren. „Oft habe ich Leute, die sich gestritten haben, zu einem Schnaps eingeladen – am Ende wurden sie Freunde.“ Früher sei die Arbeit schon schwierig gewesen, sagt er, „aber heute ist es viel extremer. Ich habe Leute mit einem Messer angetroffen.“ Die größte Gefahr sieht er in der Droge Tusi: „Sie macht Menschen unkoordiniert und schwer kontrollierbar.“

Recuenco berichtet von surrealen Situationen, etwa einem Mann, dessen Nase komplett weiß verschmiert war, der nach dem Einlass fragte, oder von Versuchen, ihn zu bestechen, um Zugang zu VIP-Bereichen zu erhalten. „Aber ich habe mich nie verkaufen lassen.“ Prominente begegneten ihm oft, besonders Schauspieler und Musiker haben ihn häufig enttäuscht.
Seinen Rat an junge Leute, die in diesem Beruf arbeiten wollen, formuliert er eindeutig: „Suche dir besser einen anderen Job.“ Nur Respekt halte die Nacht aufrecht … und nicht jeder bringe diesen mit. Nach 35 Jahren an den Türen der Clubs arbeitet Chema Recuenco weiterhin mit Ruhe und strategischer Gelassenheit,… stets wachsam, aber nie um sein Lächeln verlegen.
Zwei Jahrzehnte Chaos, Drogen und Gewalt in den Diskotheken auf der Insel. Weiterlesen

