Einsturz-Tragödie mit vier Toten auf Mallorca: Was der Betreiber des Medusa Beach Clubs jetzt vor Gericht ausgesagt hat

Einsturz-Tragödie mit vier Toten auf Mallorca: Was der Betreiber des Medusa Beach Clubs jetzt vor Gericht ausgesagt hat

Es ist Dienstag, 9.05 Uhr. Ein Taxi hält vor dem Gerichtsgebäude in der Via Alemania in Palma de Mallorca, Christian A. steigt aus. Der Österreicher, einstiger Betreiber des Medusa Beach Clubs an der Playa de Palma, ist zur Anhörung vor Gericht geladen. Ihm wird vorgeworfen, für den Tod von vier Menschen – darunter zwei junge Deutsche – verantwortlich zu sein. Die Terrasse des Lokals soll illegal errichtet worden sein, ohne Genehmigung für Bau oder Nutzung. Beim Einsturz im Mai 2024 kamen vier Menschen ums Leben, 15 weitere wurden verletzt, einige von ihnen schwer.

Die Anhörung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vor dem Gerichtsgebäude warten dennoch rund ein Dutzend spanische Journalisten, darunter mehrere Fernsehteams mit Mikrofonen. Der Reporter des Mallorca Magazins ist der einzige Vertreter der deutschsprachigen Presse. A. trägt weiße Sneaker, einen dunklen Anzug und eine Hornbrille; das Haar ist mit viel Gel sorgfältig nach hinten gekämmt. Vor dem Sitzungssaal – dem Untersuchungsgericht Nr. 9 im dritten Stock – zeigt er sich sichtlich angespannt. Nervös wippt er mit den Füßen und bespricht sich mit seinem Anwalt. Punkt 9.29 Uhr betritt er den Gerichtssaal. Zwanzig Minuten später tritt er wieder heraus.

Vor dem Gebäude verlässt Christian A. schnellen Schrittes das Justizgebäude, begleitet von seinem Anwalt und einer weiteren Person. Auf die Bitte des MM-Reporters um eine Stellungnahme reagiert der Verteidiger höflich, aber bestimmt: „Wir bitten um Respekt und möchten keine Erklärungen abgeben.“ Dann setzt die Gruppe ihren Weg fort. Die Anwälte der deutschen Opferfamilien waren nicht anwesend. Nach spanischem Recht können sie ihre Erklärungen auch schriftlich einreichen und müssen der Anhörung nicht zwingend beiwohnen.

So lief es hinter verschlossenen Türen vor Gericht

Stunden nach der Anhörung erhalten die Journalisten von einer Pressesprecherin des Gerichts Auskunft darüber, was sich hinter den verschlossenen Türen des Gerichtsgebäudes zugetragen hatte. Der Beschuldigte, der ausschließlich die Fragen seiner Anwälte Agustín Aguiló und Ángel Aragón beantwortete, erklärte vor dem Richter, keine Kenntnis von den Unregelmäßigkeiten in dem betroffenen Lokal gehabt zu haben.

Der Angeklagte hat dem Gericht eine persönliche Zahlung in Höhe von 250.000 Euro hinterlegt, die umgehend an die Angehörigen der Verstorbenen sowie an die Opfer des tragischen Einsturzes ausgezahlt werden soll. Vor Gericht sagte der Unternehmer außerdem aus, dass das Lokal in den vergangenen Jahren mehrfach kontrolliert worden sei, ohne dass ihm jemals auf mögliche Mängel hingewiesen worden sei. Zudem betonte er, dass er mit den im Jahr 2013 durchgeführten Bauarbeiten nichts zu tun gehabt habe, da er erst seit 2021 die Geschäftsführung des Unternehmens innehabe.

Bei der ersten Anhörung schwieg Christian A.

A. war bereits mehrfach vorgeladen worden, doch die Verhandlung wurde aus unterschiedlichen Gründen immer wieder verschoben – bis sie nun endgültig für diesen Dienstag angesetzt wurde. Ursprünglich war der Termin für den 26. März vorgesehen, wurde dann auf Juni und schließlich auf den 11. November verlegt. Bei einer ersten Vernehmung nach dem Unglück hatte A. noch von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Nach seiner Festnahme durch die Nationalpolizei im Juni des vergangenen Jahres war er zunächst in Untersuchungshaft genommen, dann aber wieder freigelassen worden. Nun erhält er erneut Gelegenheit, seine Sicht der Ereignisse darzulegen.

Angesichts der Vielzahl beteiligter Parteien und der umfangreichen Unterlagen zu Verletzungen und Schadensbewertungen rechnen die Ermittler mit einem langwierigen Verfahren. Die meisten Opfer stammen aus dem Ausland, was den Ablauf zusätzlich erschwert.

Einsturz am Ballermann: Vier Tote und mehrere Verletzte

Der tödliche Einsturz des Ballermann-Beachclubs hatt vor eineinhalb Jahren ein großes Medienecho ausgelöst. Die Polizei stellte nach intensiven Ermittlungen fest, dass die eingestürzte Terrasse des Medusa Beach Clubs ohne Genehmigung errichtet worden war. Dies bestätigte später auch Palmas Bürgermeister Jaime Martínez. Ein technischer Bericht aus dem Jahr 2023 hatte bereits ein „negatives Ergebnis“ ergeben. A., der seit über 30 Jahren auf Mallorca lebt und mehrere Lokale an der Playa de Palma betreibt, erklärte kurz nach dem Unglück, er wolle mit den Behörden kooperieren, „um zu verstehen, was passiert ist“.

Die Hintergründe: Am 23. Mai 2024 gegen 20.20 Uhr kam es an der Playa de Palma zu dem tragischen Unglück. Die Dachterrasse des Medusa Beach Clubs, direkt am Balneario 1, brach plötzlich ein und riss Teile des Gebäudes mit sich. Trümmer stürzten bis in den Keller, wo sich das Lokal Coco Rico befand. Vier Menschen verloren ihr Leben, darunter zwei deutsche Touristinnen, 15 weitere wurden verletzt. Augenzeugen berichteten kurz nach der Tragödie von einem lauten Krachen, gefolgt von Panik und chaotischen Szenen.

PALMA. DERRUMBES. Tragedia en la Platja de Palma: cuatro muertos y 16 heridos por un derrumbe. La terraza de un restaurante cola
Tragödie am Ballermann: Beim Einsturz der Restaurantterrasse „Medusa Beach Club“ kamen vier Menschen ums Leben, 15 weitere werden verletzt. (Foto: UH)

Zum Zeitpunkt des Einsturzes hielten sich rund 40 Personen auf der Terrasse auf, darunter zwölf niederländische Gäste, ein Kellner und der Geschäftsführer. Experten kamen später zu dem Schluss, dass der Einsturz durch Überlastung verursacht wurde. Besonders brisant: Bereits 2017 war der betroffene Gebäudeteil offenbar als nicht tragfähig eingestuft worden.

Trotz dieser Warnung eröffneten Christian A. und Sandra A. 2018 zunächst ein Restaurant namens Tex Mex, das sie 2021 in den Medusa Beach Club umwandelten. In den Jahren zuvor wurden mehrere baurechtliche Verstöße dokumentiert. Anwohner berichteten zudem, bei den Umbauten sei ein tragender Pfeiler entfernt worden.

​Bei seiner Vernehmung nach dem Unglück hatte der österreichische Unternehmer noch von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht – an diesem Dienstag erhielt er erneut die Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Weiterlesen

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