Doppelmord an Deutschen in Spanien: Mutmaßliche Täter waren nur Tage zuvor festgenommen und wieder freigelassen worden

Doppelmord an Deutschen in Spanien: Mutmaßliche Täter waren nur Tage zuvor festgenommen und wieder freigelassen worden

Nach dem Doppelmord an zwei Deutschen an der spanischen Costa Blanca sind am Mittwoch weitere Details zu dem Fall bekannt geworden. Die beiden festgenommenen polnischen Staatsbürger im Alter von 19 und 42 Jahren waren nach Recherchen der Tageszeitung „El País“ bereits drei Tage vor der tödlichen Gewalttat wegen diverser Straftaten vorläufig festgenommen und kurz darauf wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Im Lichte des zweifachen Mordes vom Montag ist nun erneut heftige Kritik am spanischen Justizsystem laut geworden.

Wie aus Ermittlerkreisen bekannt wurde, hatten die beiden Männer am vergangenen Freitag zunächst ein Autohaus in Elche (Provinz Alicante) überfallen. Anschließend schlugen sie die Scheibe eines in der Nähe geparkten Fahrzeugs ein und entwendeten nach Polizeiangaben unter anderem eine Weihnachtsmannmütze, ein Päckchen Kaugummi und Medikamente. Als vier Beamte der Nationalpolizei die Verdächtigen kurz darauf stellen wollten, leisteten diese erheblichen Widerstand. Drei Polizisten sollen dabei leichte Verletzungen erlitten haben.

Das Verhalten der beiden Festgenommenen wurde von den Beamten als „gewalttätig und äußerst aggressiv“ beschrieben. Auch auf dem Polizeirevier in Elche, wo sie die folgenden zwei Tage in Gewahrsam blieben, soll sich daran nichts geändert haben. Am Sonntag, einen Tag vor dem mutmaßlichen Doppelmord an den Deutschen, wurden sie einem Haftrichter vorgeführt und wegen Diebstahls mit Gewaltanwendung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Bedrohung angeklagt. Der zuständige Haftrichter setzte die beiden Polen unter Auflagen jedoch wieder auf freien Fuß.

Tags darauf, am Montag gegen 18 Uhr, sollte es dann zur tödliche Auseinandersetzung in der Ferienhaussiedlung kommen. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die drei deutschen Männer im Auftrag des deutschen Eigentümers der Villa überprüft haben, ob das Haus illegal besetzt worden war. Die Verdächtigen, die nach Informationen von „El País“ bereits zuvor zweimal unbefugt in das Anwesen eingedrungen waren, hätten mit massiver Gewalt auf die Aufforderung reagiert, die Immobilie zu verlassen.

Zwei der deutschen Männer starben noch am Tatort an den Folgen schwerster Verletzungen, ein dritter schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Der Einsatz von Schuss- oder Stichwaffen könne ausgeschlossen werden, teilten die Behörden mit. Eine Anwohnerin alarmierte den Notruf, nachdem sie einen Mann dabei beobachtet hatte, wie dieser versuchte, zwei leblose Körper in den Kofferraum eines Fahrzeugs zu laden. Blutige Schleifsuren am Tatort deuten nach Angaben der Ermittler darauf hin, dass die Leichen von den mutmaßlichen Tätern vom Haus zu einer nahe gelegenen Straße geschleppt worden waren.

Die beiden Verdächtigen verschanzten sich daraufhin in dem Ferienhaus. Erst nach mehr als 20 Stunden gelang es Spezialeinheiten der Guardia Civil am Dienstagnachmittag gegen 14 Uhr, die Männer festzunehmen. Sie leisteten bei der Festnahme keinen Widerstand. Am Mittwoch wurden sie einem Untersuchungsrichter in Elche vorgeführt. Ihnen wird zweifacher Mord vorgeworfen.

Der Bürgermeister von Elche, Pablo Ruz, übte scharfe Kritik am Justizsystem. Die beiden Verdächtigen seien seit Oktober mindestens drei Mal festgenommen worden – zweimal von der Ortspolizei, einmal von der Guardia Civil. „Nach wenigen Stunden“ seien sie wieder auf freien Fuß gekommen, sagte Ruz, der dies als „skandalös“ bezeichnete. In jüngstem Fall habe die Wiederholungstäterschaft „das Leben von zwei Menschen ausgelöscht“. Der Fall verdeutliche, dass es im System „gravierende Fehler“ gebe.

Ermittlungskreise bestätigten, dass beide Verdächtige bereits in der Vergangenheit mehrfach polizeilich aufgefallen waren. Der ältere der beiden Männer soll unter anderem 2023 in Fuengirola (Provinz Málaga) wegen eines mutmaßlichen Falls häuslicher Gewalt festgenommen worden sein. Der Ermittlungsrichter verhängte eine Informationssperre zu den laufenden Ermittlungen.

​Die beiden Polen im Alter von 19 und 42 Jahren waren von der Polizei in der Vergangenheit mehrmals in Gewahrsam genommen worden. Elches Bürgermeister sprach von einem "skandalösen Fehler" im System. Weiterlesen

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