Die Höllenqualen der Pferde: So verteidigt ein Palma-Kutscher sein gehasstes Gewerbe

Die Höllenqualen der Pferde: So verteidigt ein Palma-Kutscher sein gehasstes Gewerbe

Venancio Vargas hat sein Leben lang mit Pferden zu tun. Schon sein Großvater besaß eine Kutsche und fuhr damit Touristen in Palma zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Nach seinem Vater verdient nun auch er seinen Lebensunterhalt auf diese Weise. „Eigentlich ist es keine Arbeit”, sagt Vargas. „Es ist eine Lebensform.”

Dass es immer wieder Debatten um die Pferdekutschen gibt, findet er nicht richtig. Es gebe schließlich klare Vorschriften und regelmäßige Kontrollen von Tierärzten und Polizei. „Die Pferde haben hier natürlichen Schatten”, sagt Vargas und zeigt auf die imposanten Platanen, unter denen die Kutschen an diesem Samstagmorgen stehen. „Besser geht’s doch gar nicht.” Auch Zugang zu frischem Wasser hätten die Tiere.

Außerdem verweist Vargas auf die vor einigen Jahren erlassene Vorschrift, dass die Pferdekutschen nicht unterwegs sein dürfen, sobald es eine offizielle Hitzewarnung gibt. „Diesen Pferden geht es besser, als den Bauarbeitern, die auch bei der größten Hitze arbeiten müssen”, sagt Vargas. Dass es nun erneut Proteste gibt, weil ein Kutschpferd gestürzt war, kann er nicht nachvollziehen. Solche Unfälle kämen vor und seien nicht der Überanstrengung geschuldet. „An dem Tag gab es überhaupt keine Hitzewarnung.”

Vargas verweist auf die Herkunft der Pferde und das Schicksal, das ihnen blühen würde, würden sie nicht in Palma als Kutschpferde arbeiten. Viele der Tiere hätten bereits eine Laufbahn im Trabrennsport hinter sich. Ab einem bestimmten Alter seien sie dort aber nicht mehr gefragt und würden dann meist geschlachtet. „Wir geben ihnen stattdessen eine zweite Chance.” Wenn die Tiere dann das vorgeschriebene Höchstalter erreicht haben, würden sie häufig an Fincabesitzer weiterverkauft, erklärt Vargas.

Insgesamt leben auf Mallorca noch etwa 40 Familien direkt vom Geschäft mit den Pferdekutschen, schätzt Vargas. Dazu kämen noch Zulieferer und Dienstleister, wie etwa Schmiede. Zuletzt seien die Kosten stark gestiegen, allein die Futterpreise um 200 Prozent. Dazu kommt, dass die Nachfrage sinkt, insbesondere unter den Deutschen, wie Vargas sagt. „Bei denen sitzt das Geld nicht mehr so locker.” Mittlerweile seien es verstärkt Asiaten und Russen, die die Dienste der Kutscher in Anspruch nehmen.

Noch hat Vargas Hoffnung, dass sein Gewerbe eine Zukunft hat und er die Tradition seiner Vorfahren fortsetzen kann. Gedanken darüber, wie es weitergehen könnte, sollte die Stadtverwaltung tatsächlich eines Tages die Pferdekutschen abschaffen, hat er sich aber längst gemacht. Die beste Lösung wäre, die bestehenden Lizenzen gegen Taxilizenzen einzutauschen, so der Vorschlag der Kutscher. Strombetriebene Fahrzeuge wie in Alcúdia zu nutzen, schließen sie derweil kategorisch aus. Zwar seien die Betriebskosten dabei wesentlich geringer, „wir glauben aber, dass das besondere an unserem Geschäft nun mal die Pferde sind”, sagt Vargas.

​Immer wieder kippen Tiere erschöpft um. Venancio Vargas lässt das relativ kalt. Er sagt: „Die Pferde haben hier natürlichen Schatten.” Weiterlesen

admin