Der alte Mann und sein Insel-Leben: Was Spaniens Ex-König Juan Carlos in seinem neuen Buch über Mallorca schreibt

Der alte Mann und sein Insel-Leben: Was Spaniens Ex-König Juan Carlos in seinem neuen Buch über Mallorca schreibt

Er zählt zu den Leuten, die – altersmilde, wie sie sind – eigentlich jenseits von Aufregung oder gar Groll Dinge zu Papier bringen müssten. Das hat er generell auch getan. Und dennoch: Spaniens seit dem Jahr 2020 im selbstgewählten Exil in Abu Dhabi lebender Altkönig Juan Carlos holt in seinen kürzlich auf Spanisch erschienenen Memoiren ( „Reconciliación”, Editorial Planeta, 24,90 Euro ) verbal durchaus ab und zu den Knüppel aus dem Sack. Wenn auch hauptsächlich – noblesse oblige – einen in Watte gepackten Stock.

Das tut der bald 88-Jährige dann etwa, wenn er über Begegnungen mit der legendären Lady Diana auf der Insel sinniert: „Ich fragte sie, wie ihr Palma gefalle, wie ihr das Essen munde”, so der Monarch, der im Jahr 2014 zugunsten seines Sohnes Felipe VI. abdankte. „Sie antwortete kaum.” Ohnehin sei die 1997 tragisch verstorbene Britin, die in den 1980ern wiederholt mit ihrem damaligen Mann Prinz Charles auf der Insel weilte, zuallererst über ihr Image in der Öffentlichkeit besorgt gewesen.

Eine andere Prinzessin kriegt ebenfalls ihr Fett weg, nämlich die Schwiegertochter und heutige Königin Letizia: „Sie war beim Familienzusammenhalt nicht hilfreich”, heißt es in dem 512 Seiten starken Wälzer unverblümt. In diesem Zusammenhang erwähnt der Bourbone einen Zwischenfall am Ostersonntag 2018, dem letzten Aufenthaltsjahr von Juan Carlos, vor dem Hauptportal der Kathedrale von Palma. Damals kam es dort zu einem öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Altkönigin Sofía und ihrer von Juan Carlos alles andere als vergötterten Schwiegertochter Letizia wegen eines geplanten Fotos nebst Enkeltöchtern. „Meine Frau konnte nie allein Leonor und Sofía in Palma empfangen”, lamentiert der 1975 nach dem Tod des Langzeitdiktators Francisco Franco auf den Thron gelangte Juan Carlos denn auch in dem Buch. Das kann als Seitenhieb gegen Letizia interpretiert werden. Seine Gattin Sofía verklärt das ehemals gekrönte Haupt dagegen wie eine Heilige: Sie sei „die Verkörperung der Erhabenheit des Geistes”, eine „außergewöhnliche Frau”, so Juan Carlos.

Auf Mallorca konnte man Paparazzi so schön „haut ab“ sagen

Mehr als 40 Jahre hatten er und seine Familie auf Mallorca immer wieder im Juli/August die Sommerferien verbracht. Hier habe er auf seiner damaligen Yacht Fortuna draußen auf dem Meer die Freiheit genießen können, so der Alt-Monarch. Wie schön sei es auf der Insel doch gewesen, aufdringlichen Fotografen einfach „haut ab” sagen zu können, woraufhin diese gehorcht hätten. Er habe die Stadt Palma „auf deren Höhepunkt verlassen.” Als er die Yacht nicht mehr nutzen konnte, sei für ihn Schluss gewesen. Verguckt habe er sich in die Kommune 1969, als er noch Kronprinz war, an einer Regatta teilnahm und in einem Hotel nächtigte.

Vorbei! Jetzt, im Wüstenexil, blickt Juan Carlos zumeist abgeklärt auf sein langes Leben zurück. Er weiß, dass er seinen Teil zur Erfolgsstory Spaniens nach dem Ende der Franco-Diktatur beitrug. Und so ist der Grundtenor seines Buchs objektiv-erzählerisch, wobei er sich die ein oder andere Klein-Attacke auch im Zusammenhang mit Mallorca durchaus erlaubt – etwa gegen den Richter José Castro, der entscheidend dazu beitrug, dass Juan Carlos’ Schwiegersohn Iñaki Urdangarin wegen betrügerischer Machenschaften im Gefängnis landete. Der Jurist habe „bewusst nach Bekanntheit gestrebt”, so der Altkönig. Dabei bleibt es auch, denn ansonsten verzichtet der Autor nunmal weitgehend auf Hässliches.

​Der im Exil befindliche Adelige holt durchaus mal den Knüppel aus dem Sack. Weiterlesen

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