„Schmarotzer“, „Geh Steine klopfen“: Deutscher Becker-Finca-Besetzer wird nach Spendenaktion auf Mallorca verhöhnt

Es weihnachtet, in Deutschland ebenso wie auf Mallorca. Doch für manche reicht das Geld kaum für das Nötigste. Nicht für Festtagsbraten oder Geschenke, sondern schlicht dafür, satt zu werden. In genau dieser Lage befindet sich derzeit der deutsche Aussteiger und Mallorca-Auswanderer Georg Berres, besser bekannt als „Jesus Bruder Bauchi“. Mit einem emotionalen Spendenauruf wandte sich der frühere Okupa der einstigen Boris-Becker-Finca Son Coll bei Artà kurz vor Weihnachten an die Öffentlichkeit … und erhielt Hilfe.

Auch das Mallorca Magazin sowie die spanische Schwesterzeitung Última Hora und das englischsprachige Majorca Daily Bulletin berichteten über das Schicksal des Deutschen. Doch die Reaktionen auf den Hilferuf könnten kaum unterschiedlicher sein. Auf der MM-Facebook-Seite sammelten sich Dutzende Kommentare, die von Mitgefühl bis zu scharfer Ablehnung schwanken. Berres selbst kommentierte den Artikel knapp und dankbar:„Danke. Einfach ein ehrlicher Bericht, der nichts verblümt.“

Viele Leser und User reagierten sehr kritisch auf den Spendenaufruf kurz vor Weihnachten. M. K. (voller Name der Redaktion bekannt) schrieb unter Hinzufügung eines Brech-Emojis: „Schmarotzer. Hätte schon nach der Finca-Besetzung in den Knast gehört. Meine Frau und ich arbeiten hier auch je acht Stunden am Tag, um vernünftig leben zu können.“ Auch ein MM-Top-Leser äußerte Unverständnis: „Aber Hauptsache Hund und Katz … Freigeist soll Freigeist bleiben und nicht plötzlich auf die Kapitalisten hoffen.

In seiner Kunst zeigt der Ex-Okupa eine Mischung aus Comic und Graffiti, wobei oft leicht bekleidete Frauen dargestellt werden. Foto: Screenshot Instagram @jesusbruderbauchi

Bauchi bietet auf der Insel seine Hippocampus-Trainings an

Empathischere Töne schlug hingegen F. N. an:“Dass er sich um Straßentiere kümmert, zeigt ja, dass er einen guten Charakter hat, auch wenn er nicht angestellt arbeiten möchte. Letzteres tun viele andere auch nicht. Dann gibt es noch viele Gutbetuchte, oder Menschen, die einfach Glück hatten, finanziell gut dazustehen, und die geben meist am allerwenigsten, egal ob an Menschen oder Tiere. Also an alle Selbstgerechten: Urteilt nicht über andere Menschen, wenn ihr nicht in deren Fußstapfen gewandert seid. Ein guter Mensch zu sein definiert sich nicht an seiner ökonomischen Effizienz.“ Mit einem Hauch Sarkasmus kommentierte Nutzerin J. B.: „Im Trash-Fernsehen hätte er bestimmt eine Chance, dann ist er ruckzuck ein Z-Promi und kann beim Dschungelcamp teilnehmen.“

Bauchi wohnt in einem Wohnmobil auf der Insel. Sein letztes Geld gab er für eine Tankfüllung aus. (Foto: Instagram (@jesusbruderbauchi))

Auch auf der Facebook-Seite des 51-jährigen Bauchi selbst wurde diskutiert. Ein User schrieb mit lachenden Emojis: „Jesus Bruder find ich lustig. Hast du dich so benannt oder wurdest du so benannt? Es gibt immer ein schwarzes Schaf in der Familie. Suerte, hermano.“ Auf der Website von Última Hora fielen die Reaktionen der spanischen Leser deutlich härter aus. Ein Kommentar lautete – übersetzt ins Deutsche: „Geh Steine klopfen, wenn du essen willst. Wir müssen keine Hausbesetzer mehr ernähren, okay?“

Die Fellnase Struppi D Fuzz wohnt zusammen mit Jesus Bruder Bauchi in dem Caravan. ((Foto: Instagram (@jesusbruderbauchi))

Ein anderer schrieb: „Wenn Sie Deutsch sprechen, wäre es für Sie kein Problem, eine Teilzeitstelle oder Tagesjobs zu finden, bei denen Sie mehr als diese 500 Euro verdienen würden.“ Besonders scharf formulierte ein weiterer Leser: „Sehr verehrter Herr Berres, Ihre Durchlaucht! Bitten Sie Ihre millionenschweren Landsleute, Ihnen ein Ticket nach Deutschland zu bezahlen. Diejenigen, die Ihnen helfen, sind sehr großzügig. Sie sehen ja, wie schön es in Ihrem Land ist – mit weißem Schnee und ein bisschen Kälte. Gute Reise, mein Freund.“

Trotz der teils heftigen Kritik überwiegt für Bauchi am Ende die Dankbarkeit. Am Donnerstagmorgen meldete er sich erneut bei der MM: „Ich habe mir vergnügt die Zeit genommen, viele dieser Kommentare zu beantworten, und fand unter meinen Antworten plötzlich zahlreiche Likes von Leuten, die ich gar nicht kenne.“ Bauchis Fazit fällt bewegend aus, und rettet ihm nach eigenen Worten das Weihnachtsfest: „Und so kamen dann noch einmal 200 Euro von mir wildfremden Menschen hinzu, was mich sehr sprachlos gemacht hat. Damit hört es aber nicht auf: Ich bekomme morgen eine dicke Ladung Essen ,haltbares Zeug geliefert.“ Zwischen Spott, Wut und Mitgefühl zeigt die Debatte vor allem, wie sehr das Thema Armut auf Mallorca, gerade zur Weihnachtszeit, polarisiert.

​Zwischen Spott, Wut und Mitgefühl bewegen sich die Reaktionen auf die Geschichte des Aussteigers "Jesus Bruder Bauchi". Schon mehrere hunderte Euro und Lebensmittel habe er gesammelt. Weiterlesen

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