Heftige Grippewelle grassiert auf Mallorca: Das raten deutsche Insel-Ärzte für die Erkältungszeit
Mallorca meldet eine Grippewelle, die in diesem Winter ungewöhnlich früh anrollt. Joan Carles March, einer der bekanntesten Präventivmediziner Spaniens aus Palma, spricht von der „K-Variante“, die sich „schneller und weiter verbreitet“ und die schlimmste seit 15 Jahren sei. Die Welle erreicht die Insel nach seinen Worten „drei bis vier Wochen früher als üblich“ – ein Muster, das ihn von einem „atypischen Verhalten des Virus“ sprechen lässt. Gleichzeitig seien die Impfstoffe in diesem Jahr „nicht so wirksam“.
Der balearische Gesundheitsdienst IB-Salut reagierte bereits: Das Krankenhaus Son Llàtzer musste zusätzliche Betten bereitstellen, nachdem es Anfang der Woche vollständig ausgelastet war. Doch trotz der wachsenden Zahlen bremst March Alarmismus: „Eine höhere Übertragbarkeit bedeutet nicht unbedingt eine höhere Virulenz.“
Deutsche Ärzte spüren die Welle – aber nicht überdramatisch
Auch für Mallorcas deutsche Ärzteschaft ist der frühe Anstieg der Fälle spürbar, doch die Einschätzung fällt überwiegend nüchtern aus. Die Allgemeinärztin Dr. Milanka Krämer aus Llucmajor berichtet, sie spüre „erste Auswirkungen der Grippewelle“, und tatsächlich müssten „einige Patienten wegen Grippe stationär im Krankenhaus behandelt werden“. Gleichzeitig beobachtet sie eine steigende Nachfrage nach Impfungen.
Dr. Christian Gmelin, Internist im Internationalen Facharztzentrum in in Palmas Porto Pí, hingegen sieht bislang kaum Grippefälle in seiner Praxis: „Eine Grippe ist in meiner Praxis nicht spürbar.“ Einige Patienten hätten zwar Termine wegen Erkältungssymptomen abgesagt, „aber nicht jeder Husten ist gleich eine Grippe“.
Dr. Clemens Lunau, Internist im Deutschen Facharztzentrum in Palmanova betont die zeitliche Besonderheit: „Die Grippeperiode fällt meiner Ansicht nicht stärker aus als in anderen Jahren, aber sie setzt früher ein.“ Dass bereits Anfang Dezember viele Fälle registriert werden, sei „besonders“.
Impfung: Wer sollte, wer kann – und warum Vorsicht dennoch sinnvoll bleibt
Alle drei deutschen Ärzte raten zur Impfung, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Krämer bleibt bei der klassischen Definition: „Impfen sollten sich Menschen aus den Risikogruppen, also alle, deren Immunsystem aufgrund von Alter oder Erkrankungen geschwächt ist.“ Gmelin empfiehlt die Impfung ebenfalls vor allem bei über 60-Jährigen sowie Menschen mit Asthma, Diabetes oder anderen Erkrankungen, „die das Immunsystem schwächen“. Dabei betont er: „Grippe-Impfstoffe werden vor der Saison hergestellt und können daher keinen hundertprozentigen Schutz bieten.“ Ein Beratungsgespräch sei in jedem Fall ratsam. Lunau argumentiert etwas breiter: „Dass nur ältere oder Risikogruppen sich impfen lassen sollten, halte ich für falsch. Auch ab 30 Jahren ist es ratsam – sie können somit weniger Leute anstecken.“ Impfungen könnten den Verlauf „deutlich abmildern“.
Masken, Alltagstipps – und ein gemeinsamer Appell gegen Panik
Beim Thema Masken sind sich die deutschen Mediziner erstaunlich einig. Krämer empfiehlt das Tragen „gerade an Orten mit vielen Menschen, etwa in öffentlichen Transportmitteln oder bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen“. Zudem könne sie sich vorstellen, „dass das spanische Gesundheitsministerium noch vor Weihnachten eine Maskenpflicht in Krankenhäusern und Ärztezentren anordnet“.
Gmelin betont den technischen Aspekt: „Nur Masken mit effizientem Filter helfen wirklich – FFP2 oder FFP3.“ Lunau spricht von einem „gewissen Schutz, gerade in Innenräumen“. Und doch sind alle drei Ärzte weit davon entfernt, Panik zu schüren. Gmelin mahnt: „In den Medien wird mit Grippen gerne Alarmstimmung erzeugt. Das ist in der Regel übertrieben.“ Lunau ergänzt: „Von einer Grippewelle zu sprechen, ist häufig übertrieben – da sollte man die Kirche im Dorf lassen.“
Der Grundtenor ist also klar: Ja, die Grippe trifft Mallorca früher und breiter als üblich. Ja, die Krankenhäuser werden die Wochen bis Weihnachten genau beobachten müssen. Doch deutsche Ärzte sehen keinen Grund zur Hysterie – sondern empfehlen eine Mischung aus Impfung, Vernunft und gesundem Menschenverstand.
Warum die neue K-Variante zwar früher und schneller zuschlägt, aber nicht zwingend gefährlicher ist – und wie deutsche Mediziner auf der Insel die Lage zwischen Realität und Alarmismus einordnen. Weiterlesen

