Weltrekord auf Mallorca: Deutsche Profi-Radler lassen ein Flugzeug abheben

Weltrekord auf Mallorca: Deutsche Profi-Radler lassen ein Flugzeug abheben

Am vergangenen Dienstag (9.12.) haben Radprofis des deutschen Teams Red Bull–Bora–Hansgrohe auf dem Sportflugplatz Son Bonet nahe Palma de Mallorca einen bemerkenswerten Weltrekord aufgestellt. Neun Fahrer zogen dort ein Segelflugzeug allein mit Muskelkraft in die Luft – ein Experiment, das bislang als kaum realisierbar galt und nun international für Aufmerksamkeit sorgt.

Die Mannschaft absolviert derzeit ihr Trainingslager auf Mallorca und nutzte den Stützpunkt, um das Projekt „Peloton Takeoff“ umzusetzen. Der Name klingt harmlos, doch dahinter steckt eine technisch anspruchsvolle Kombination aus Physik, Aerodynamik und präziser Teamarbeit. Die Radfahrer wurden über ein spezielles Geschirr mit einem 150 Meter langen Seil verbunden und mussten innerhalb weniger Sekunden auf 54 km/h beschleunigen – jene Geschwindigkeit, die notwendig ist, um genügend Auftrieb für den Start des von Pilot Andy Hediger gesteuerten Segelflugzeugs zu erzeugen.

Ein Kraftakt im Kollektiv

Angeführt wurde das Team von Florian Lipowitz, der in diesem Jahr bei der Tour de France den dritten Platz belegte. Neben ihm beteiligten sich Callum Thornley, Davide Donati, Nico Denz, Jordi Meeus, Tim Van Dijke, Laurence Pithie, Gijs Schoonvelde und Adrien Boichis. Gemeinsam entwickelten sie eine Spitzenleistung von rund 6500 Watt und erreichten die erforderliche Beschleunigung. Sichtkontakt zwischen Radfahrern und Pilot bestand dabei kaum – eine zusätzliche Schwierigkeit, die den Rekordversuch besonders heikel machte.

Lipowitz räumte ein, dass die Idee anfangs unglaubwürdig erschien. „Als ich erstmals davon hörte, hielt ich es für unmöglich“, sagte er. „Ein Flugzeug nur mit Pedalkraft starten? Das gab es im Radsport noch nie.“ Doch der Versuch gelang, und das Flugzeug stieg auf bis zu 100 Meter Höhe.

Präzision in der Luft

Pilot Hediger musste währenddessen mit minimaler Geschwindigkeit fliegen, um die Spannung des Seils zu halten. „Das Gefühl, von reiner menschlicher Kraft in die Luft getragen zu werden, war einzigartig“, sagte er. Der Kontrollverlust beim Steigflug – er verlor zeitweise die Sicht auf das Peloton – machte den Vorgang zusätzlich anspruchsvoll.

Präsentation in Binissalem

Vorgestellt wurde die Aktion später in Binissalem, wo das Team gemeinsam mit Hauptsponsor Red Bull die Hintergründe erklärte. Technischer Leiter Dan Bigham sprach von einem Zusammenspiel aus Kraft, Timing und Vertrauen. „Es war wie ein fein abgestimmtes Manöver im Rennen – nur mit deutlich mehr Variablen.“

Der ungewöhnliche Rekordversuch war zugleich eine weltweit gestreute PR-Aktion, wie sie vom österreichischen Energy-Drink-Hersteller Red Bull seit Jahren bekannt ist. Mallorca, seit Langem wichtiger Trainingsstandort für internationale Radsportteams, bot dafür die passende Kulisse – und lieferte nun einen weiteren Beleg dafür, wie professionell orchestriert sportliche Experimente in Szene gesetzt werden können.

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